Cuba 2007

Schon lange vor meiner ersten Reise nach Cuba übte diese Insel auf mich eine besondere Faszination aus. Nicht , weil ich in den 68ern aufgewachsen bin und Che Guevara`s Poster allgegenwärtig war, sondern die Filme, in denen das Nachtleben, die Musik, und Tropicana gezeigt wurden, weckten mein Interesse.

Die Atmosphäre in den Clubs der 30er bis 50er Jahre in Havanna war einfach einzigartig. 

So dauerte es doch immerhin bis zu meinem 52. Lebensjahr, bis ich herausfinden konnte, was davon noch übrig ist.

Insgesamt war ich 6 mal auf Cuba. Die Stationen :

Zu zweit in Havanna – nur Stadt und Playe del Este / zu dritt Havanna und Playa del Este / zu dritt Havanna – Cayo Coco / zu zweit Cienfuegos – auf dem Katamaran nach Cayo Largo – Havanna / zu zweit -Santiago – Camaguey -Trinidad – Cienfuegos – Havanna /

1.Reise ( alle Bilder von Theo Eberhard )

Ich fragte unseren Drummer Theo ( ich bin Musiker & DJ ), ob er mit mir Havanna erkunden will. Er war dabei.

Schon der Flug von Madrid nach Havanna war ein Ereignis ( Maria del Mar 🙂 )

Der Flug war überbucht und so erhalten wir ein Upgrade in der First Class !

Wir buchten eine Woche im Hotel Deauville – direkt am Malecon.

 

Vom 13. Stock des Deauville hat man einen grandiosen Ausblick auf Havanna.

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Blick aus der Lobby – Deauville

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Die Impressionen :

Wir verlassen den Flieger und stehen erstmal eine halbe Stunde bei den Kontrollen an. Mein Sitznachbar hat bereits jetzt seine Zigarre zwischen den Zähnen.

Kontrolle passiert, er zündet sie an. Die Luft ist geschwängert vom Cohiba Duft. Ja, das gefällt mir sehr – wir befinden uns noch in den Hallen, wo, wie überall in Flughäfen, das Rauchen eigentlich verboten ist. Keiner hält sich dran, sogar das Personal raucht Zigaretten. Ich kanns kaum erwarten, mir selbst eine echte Havanna anzuzünden. Geld gewechselt und raus zum Taxi. Wow, diese Wärme ! Ich liebe es. Es ist November und es ist sehr warm. So hab ich es mir vorgestellt.

Wir fahren zum Deauville und sind erstmal geplättet von der Aussicht vom Balkon. Wir gehen essen und merken schon -oh oh – eine mittlere Katastrophe !

Egal, Hauptsache , was im Magen. Das Hotel hat eine Disco im Keller. Wir gehen hin und sind komplett von den Socken. Oh Mann …… Nächster Morgen :

Wir haben nur Frühstück bis 10 Uhr gebucht und das verpennen wir natürlich prompt !

Raus auf die Strasse, wo schon die Schlepper (Jineteros ) auf uns warten. Sie wollen uns die Altstadt zeigen und OK wir willigen ein.

Über Geld wird noch nicht gesprochen, wir wissen ja, dass alles Verhandlungssache ist . Klar, ein wenig Aufregung kann ich nicht verheimlichen. Man hat ja schließlich schon Einiges gehört. Alleine wärs kein Problem, weil ich weitgehend als Cubaner durchgehe; aber mit einem 1,90 Meter großen Blonden neben mir… Ist ne komplett andere Welt ; und dann hab ich noch ein Goldnugget um den Hals hängen…. Na ja, bleib cool !

Der Jinetero ist auch ziemlich cool und versucht mich gleich zu beruhigen, indem er meint : Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen – alles safe – es gibt auf Cuba keine Mafia, wie in Italien. Er sagt : Das hier ist das wahre Havanna ! Wie man es von den Bildern kennt. Die Leute sitzen auf den Stufen vor Ihren Wohnungen. Meist im Unterhemd oder oberkörperfrei. Wir schlendern dahin und ich vernehme einen Geruch, den ich für die ganze Woche nicht mehr aus der Nase bekomme.

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Alles was ich in den kommenden Tagen anfasse, oder esse, wird mit diesem Geruch behaftet sein. Die Müllabfuhr hat, wie vieles in dieser Stadt, mal wieder nicht so richtig funktioniert. – Aber das sollte mir in den nächsten 6 Besuchen hier – Gott sei Dank – nicht mehr passieren. Wir trinken kurz Cafe im Stehen ( aus dem Fenster der Wohnung )

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….kommen an einer Metzgerei vorbei

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hier gibts Eier …..

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…hier gibts Früchte

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Letztendlich die obligatorische Frage : Willst Du Cohibas ? Klar will ich Cohibas ! Er führt uns in eine Wohnung , was natürlich klasse ist, weil man dann gleich mal sehen kann, wie es hier hinter den zerfallenen Gemäuern aussieht.

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Statt der geforderten 70 € gebe ich ihm 60 und wie sich später herausstellt, bekomme ich die Kiste auch für 35 €.

Na gut, so hab ich den Leuten ein kleines Vermögen verschafft und der Jinetero ist damit auch bezahlt.

Wie das bei der Aufteilung des “ Gewinns “ aussieht, seht ihr hier :

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Schon haben wir ein paar anhängliche neue “ Freunde“ von denen wir plötzlich alles haben können. Wir werden ihre Dienste noch etliche Male in Anspruch nehmen.

Bei der Gelegenheit erkundige ich mich gleich nach einem kompetenten Conga – Lehrer. Ich bin ja auch hier, um mir bei den “ Weltmeistern “ noch einige Kniffe in Percussion beibringen zu lassen. Kaum ausgesprochen, Handy gezückt ( hat fast jeder ) und bereits 15 Minuten später sind wir bei ihm zuhause. Aha, er zeigt mir seine CDs, seine Awards, seine Referenzen und Bilder von Bands, bei denen er bereits mitgespielt hat. Er hat Südamerika bereist, was nur einer Künstlergruppe – oder Ähnliches – gestattet ist. Wir gehen in sein Studio und voller Erstaunen stelle ich fest, dass sein Vater am PC sitzt und an Aufnahmen mit Pro -Logic bastelt. Hier bin ich gut aufgehoben. Wir vereinbaren jeden Tag eine Stunde Unterricht für 10 CUC ( ca. 8 € ) Das ist für die Jungs eine ganze Menge Geld.

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…und hier , der frisch geknüpfte Clan der “ Galgenvögel !!!

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Pablo ( Name von der Redaktion geändert ) kann mir Einiges über die verschiedenen Stilrichtungen ( Salsa – Son – Rumba – Bachata – Guaguanco – und….. ) beibringen.

Leidiges Problem : Der Hunger plagt ! Wir lassen uns ein Lokal empfehlen und merken jetzt ganz schnell, wenn Du nicht aufpasst, nehmen sie Dich aus wie eine Weihnachtsgans….Wir lehnen dankend ab.

Hungrig ziehen wir weiter in Richtung Stadtmitte und bemerken, was unser Schlepper gemeint hat. ( hier ist das wahre Havanna ). Wir werden mit einer grandiosen Weltstadt bekannt – nur 10 Minuten zu Fuß von den Slums in den wahren Protz ! Die zerfallenen Gebäude gehen übergangslos in den Prunk der alten Zeiten über. Eine wahre Augenweide. Die sagenumwobenen alten Ami – Schlitten, teils mit allen Mitteln der Kunst restauriert und natürlich : Live Musik immer und überall.

Uns fällt sofort die “ Bar Monserrate“ auf. Nach 2 Seiten offen – dunkles Holz – geile Band ! Da müssen wir rein. Bier ! Zur Auswahl steht Bucanero fuerte (5,4%) und Cristal ( 4,9%)

Also: Bucanero !! …gar nicht so übel ! Wir versumpfen ! Einfach klasse !

Die Band wird auf ein paar Drinks eingeladen und schon haben wir wieder neue “ Freunde“ . Weil ich die gerade gekauften Cohiba Esplendidos nicht mit Bier rauchen will, bestelle ich mir Rum – braun – pur ! Geil , die Zigarre fühlt sich an, wie Kaugummi zwischen den Zähnen. Du brauchst keinen Humidor. Nirgendwo , als hier schmeckt mir das Zeug besser.

Zum Verständnis : ich rauche nicht Zigarren, weil ich gerade in La Habana bin, das “ Zeug “ zählt schon lange zu meinen Leidenschaften. Mir ist durchaus bewusst, dass die auf der Straße erworbenen Zigarren immer als Fälschungen gelten. Aber – auch hier gibt es enorme Unterschiede ! Man muss sich halt ein wenig auskennen – Letztendlich zählt immer der Geschmack ! Der Tabak ist immer aus Cuba , mal super, mal weniger gut.


Die  Bar Monserrate wird auch für die kommenden 5 Jahre unsere Stammkneipe – http://www.youtube.com/watch?v=7rAKRH4vypo – http://www.youtube.com/watch?v=qjjZJGROou4

Die Band „Santiago-Havana“ war auch die 1. Formation, die wir dort hörten.

Ich sehe, dass der Gitarrist 2 Saiten mit einem Knoten geflickt hat. Da hätte ich besser ein paar Sätze Saiten als Mitbringsel mitnehmen sollen, anstatt der 100 Einmalrasierer. Da waren die Mädels um so mehr angetan. Die Bar schließt gegen Mitternacht. Mit den Musikern im Schlepptau gehen wir ein paar Schritte weiter zum Parque Central, nicht ohne vorher noch eine Flasche Havana Club mitgenommen zu haben. Die Band lässt sich auch nicht „lumpen“ und lädt uns auf „Rum“ ein. Ein Gesöff in kleinen Plastktüten ( wie unsere Milchtüten, nur kleiner.) Das wird dann wie Caprisonne mit einem Strohhalm geschlürft. Allen Warnungen ( aus Reiseführern ) zum Trotz probieren wir natürlich. Es gesellen sich auch noch einige andere Leute dazu und ich weiß nur noch von einer etwa 50 jährigen Amerikanerin, die mich volltextete bis der Faden endgültig gerissen ist. Ihr Begleiter war über 70 und bereits im Hotel. Wie die aus den USA da einreisen konnten ist mir schleierhaft; sie hats mir gesagt, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Sternhagelblau zurück ins Hotel -morgens um 6. Ach ja, gegessen hab ich auch noch was – eine Pfanne Garnelen in Öl mit etwas Knoblauch. Hat gut geschmeckt. Gabs aber, wie sich die Tage herausstellte, nur an diesem Abend.

Nächster Tag :

Aua, Frühstück wieder verschlafen. Keine Erdnüsse, keine Kekse, nichts. Da hilft noch nicht mal die Zahncreme, um den fürchterlichen Geschmack im Mund loszuwerden.Theo ( so heißt übrigens mein Begleiter ) gehts nicht besser. Wir gehen zum Pool im 7. Stock, in der Hoffnung, irgendetwas zum Essen an der Bar zu bekommen. Außer uns beiden befindet sich niemand sonst hier; auch nicht hinter der Bar. Es ist ziemlich bewölkt, aber die Sonne scheint trotzdem immer. Verdammt heiß. So mag ich das, aber mit diesem Kopf ! Am Grund des Pools liegt eine Cola-Dose . Dort bleibt sie auch für die kommende Woche. Ich rufe erst dezent, dann immer vehementer nach dem Camarero. Irgendwann zeigt sich jemand und macht uns Toast. Pfui Deibel -egal, Hauptsache, was im Magen. Wir müssen was unternehmen ! Runter, Taxi ! Ich sage ihm, dass wir zum Strand wollen. Wir fahren durch den Tunnel, den die Amerikaner noch gebaut haben, unter dem Ozean hindurch, zum Playa del Este. Hotel Tropicoco mit öffentlichem Zugang zum Atlantik. Langsam kommt Karibik-Feeling auf. Eine Menge gutgelaunter Menschen aus aller Herren Länder und auch viele Einheimische ( Chicas ). Verschiedene Combos mit Bongos, Gitarre, Kontrabass und Akkordeon spielen im Sand. Ein Liegestuhl und Relax.

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Langsam erwachen die Lebensgeister. Eine ältere Frau verkauft Früchte und das kommt uns gerade recht. Mit einer Ananas auf dem Kopf läuft sie den ganzen Tag am Strand und übertönt mit ihrer grellen Stimme die Band und das Meer – Fruttas !!

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Ausgezeichnet – Mangos, Papayas uns Ananas in Scheiben geschnitten und : eisgekühlt ! Außerdem wundere ich mich, was wohl in den Tüten ist, die aussehen wie dicke Joints. Es sind frisch geröstete Erdnüsse – Cacahuettes. Super, meine Laune steigt zusehends. Innerhalb von etwa nur einer Minute wird es schwarz am Himmel und plötzlich regnet es wie aus Eimern. So schnell kann keiner flüchten, ohne klatschnass zu werden. Es gibt einen Unterstand. Gelächter, Palaver und die Band ist auch schon im Trockenen und spielt weiter. Nasse Körper reiben sich aneinander – es geht ja gar nicht anders, auf so engem Raum! Ich sehe eine Art Sandwichstand. Gelbe Gummisemmeln mit Salat und irgendetwas Fleischiges. Eigentlich bin ich garnicht hungrig, aber es sieht nicht schlecht aus. Probieren, auf Vorrat essen, wer weiß, wann es wieder was Vernünftiges gibt. Ich bin versöhnt, schmeckt nicht schlecht. Kaum 10 Minuten später liegen alle wieder am Strand . Wolkenlos ! … und die Band spielt wieder Guantanamera – El Anemal usw.

 http://www.youtube.com/watch?v=LOjBWLEex7A

http://www.youtube.com/watch?v=7MPH8KS9QRY

http://www.youtube.com/watch?v=ZKXKhHz1E40

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Theo bringt Bucanero, wir werden müde, haben keine Lust zu reden. Nur zusehen, zuhören, aufsaugen….

Später gegen 19 Uhr :

Vom Taxifahrer lassen wir uns einen Tipp geben, wo man sehr gut essen kann. Er fährt uns ins Diplomatenviertel. Wir stehen vor einem riesigen, reich verzierten Gitterportal. Er muss anklingeln, bevor etwa eine Minute später jemand kommt, um uns Einlass zu gewähren. Wir kommen uns vor, wie bei „Eyes wide shut“. Ein langer Kiesweg führt uns in ein Restaurant. Es sitzen etwa 7-8 Leute hier. Mir fällt auf : Bestens gekleidet, Rolex ! Ja, wo sind wir denn hier gelandet ?

Die Karte ist sehr überschaubar : Rinderfilet und Hummer. Wir bestellen beides. Abgesehen davon, dass das Fleisch nie und nimmer ein Rindsfilet war, der Hummer zäh und trocken war und wir dafür mehr bezahlen als zu Hause, kann ich nur nocheinmal daran erinnern, dass meine Geschmacksverven vom Vortag stark beeinträchtigt sind.

OK, abhaken und weiter. Hauptsache, was im Magen. Wieder mit dem Taxi ins nahegelegene “ Casa de la Musica“. ( es gibt 2 in Havanna – hier und in der Altstadt ). Was mir sofort auffällt, ist die Scheiß -Kälte ! Offenbar wollen sie hier zeigen, dass sie sich es leisten können, die Klimaanlage voll aufdrehen zu können. Die Band ist – wie gewohnt – absolute Spitze. Showprogramm mit Tanzeinlagen und erst viel später – Disco. ( ist überall so ) Bis zum Start des DJ checken die Chicas schon mal die Lage und eine nach der anderen gesellt sich zu uns.

Hier eine Anmerkung :

Ich hab ja ziemlich viel über Cuba gelesen, vor unserer Anreise. Allen Reiseführern etc. kann ich entnehmen, dass Prostitution auf Cuba verboten ist. Ich hab das geglaubt !!! LOL !

Der DJ startet und ab jetzt wirds zum Schauspiel ! Theo und ich müssen uns immerwieder ansehen, grinsen und kopfschütteln. Der pure Wahnsinn. Du weißt nicht, wo Du zuerst hinschauen sollst. Die Cubaner produzieren Schönheiten am Laufband ! Und wie die sich bewegen… Der Hammer ! Ab und zu sieht man dann die aus Europa angereisten Salsa-Fans , die sich auf der Tanzfläche bis auf die Knochen blamieren. Auch wenn wir ständig von den Mädels dazu aufgefordert werden, mitzutanzen… Nein, das kann ich mir nicht antun. Schon als Musiker und DJ zuhause, musst du immer zusehen, wie sich dein Publikum vor dir unrhythmisch und kantig verrenkt. Leute, wir “ Giris“ ( so nennen Cubaner die blassen Ausländer) sind einfach nicht dazu gebaut, da mitzuhalten. Schon vor 30 Jahren hab ich aufgehört, mich hier dazuzumischen. Es sei denn , ich bin ziemlich alkoholisiert; dann kanns passieren – und es dauert noch ein paar Tage, bis das passieren sollte.

http://www.youtube.com/watch?v=tapST_q4O7o       

http://www.youtube.com/watch?v=oP1zoDj0sNg

http://www.youtube.com/watch?v=oP1zoDj0sNg

http://www.youtube.com/watch?v=xOv9hxRjtIo

http://www.youtube.com/watch?v=DjwhOfgaQBc

Den nächsten Tag verbringen wir damit, erstmal eine länger Fahrt mit einem dieser witzigen Coco-Taxis zu unternehmen. Wir hatten eine Fahrerin, die wir gleich mal auf unbestimmte Zeit engagierten. Dummerweise streikte das Ding alle Kilometer, aber die Cubaner, und hier auch Cubanerinnen, wissen sich da immer irgendwie zu helfen. Da muss man gelassen bleiben. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt haben wir so erkundet. Das ist auch die beste Möglichkeit, stressfrei durch den Verkehr zu kommen.

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Dabei hast Du auch die Möglichkeit Stopps einzulegen, alles zu sehen und bei einer Cafepause mit dem Chaufeur zu quatschen, und so Einiges zu erfahren. Einfach so dazusitzen und den Trubel der Stadt zu beobachten, lässt sich sehr gut vor dem Hotel Inglaterra. Eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Hier bist Du weitgehend abgeschirmt vor allzu aufdringlichen Passanten. Großes Theater ! 

Abends sitzen wir auf der Mauer am Malecon. Dort versammeln sich massenhaft Einheimische. – Dann sollte aber das Meer ruhig sein, sonst bekommt man die Gischt mit Breitseite ab. Oft ist die gesamte Straße überflutet.

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http://www.havana-cultura.com/de/de/fotos-aus-kuba/el-malecon/salvador-gonzales

Wir sitzen also hier auf der Mauer und suchen den Kontakt zu , bevorzugt, Musikern und Tänzern. Das geht hier natürlich sehr schnell.

Hierzu eine Anmerkung :

Man wird hier in Havanna  ständig angesprochen, von Leuten, die was von Dir wollen. Dein Geld natürlich. Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern, wie viele Arabische, oder noch schlimmer, in Indien, ist es hier relativ einfach, sich derer zu entledigen. Ein höfliches NO genügt meist. Wenn man aber, wie wir, den Kontakt sucht, dann passieren schon mal Dinge, die man so schnell nicht vergisst.

Ein Rasta mit  einer Gitarre ( oder so etwas Ähnlichem ) , nur noch 4 Saiten, verrostet, kommt auf uns zu. Wir plaudern, erzählen ihm, dass wir aus Deutschland kommen und auch Musik machen. Nach einer Weile fragt er, ob er uns was vorspielen soll – kostet aber 3 CUC. Egal, OK spiel ! Der Typ kann gar nix, spielt “ No woman,no cry“, was sonst, als Rasta ? Na gut, mit diesem Hobel ! Jetzt stehen schon ca. 10 Leute um uns herum. Ein Papa mit seinem ungefähr 5 jährigen Sohn ist mit Theo ins Gespräch gekommen. Theo verschwindet kurz im Hotel ( gleich gegenüber ) und kommt mit einem T-Shirt und einer Jeans zurück. Er schenkt sie den Beiden.War alles ganz lustig und entspannt. Ich wühle in der Hosentasche, hab nur noch 2 CUC und Scheine. Die 2 CUC geb ich dem Rasta.

Tags darauf , als wir gegen Mittag das Deauville verlassen, steht der Gitarrero vor der Tür und fordert seinen CUC. Das darf doch nicht wahr sein, er wartet schon seit 9 Uhr da, wie wir vom Empfangschef erfahren. Auch Vater und Sohn erweisen sich als überaus anhänglich, stehen bereits parat. Der Bub nimmt gleich Theo an die Hand. Wir gehen zusammen zu einem Freund, der ein Lokal am Malecon betreibt, essen und trinken. Theo bekommt eine gesalzene Gesamtrechnung, die er begleichen soll. Jetzt reichts, bei aller Liebe ! Irgendwie  regelt er die Situation und wir sind eine Erfahrung reicher. Wir kommen ins Grübeln und werden unsere Verhaltensweise ändern müssen. Nur schade, wenn jemandem der nur einmal hier ist, solche Dinge passieren. Man wird wohl mit dem Eindruck , einmal und nie wieder, abreisen. Fast wäre es auch uns so gegangen, aber, wie eingangs erwähnt, war ich nun schon 6 mal hier. Man sollte eben ein paar Dinge beachten, dann kanns passieren, dass einen die Insel wahrlich in den Bann ziehen wird.

Zur Erläuterung :

Ein Einheimischer wird ausschließlich mit dem Peso bezahlt. Der ist nach unseren Verhältnissen so gut wie gar nichts wert. Ob ein Polizist, ein Straßenkehrer, ein Anwalt oder Arzt, alle werden etwa gleich bezahlt. Wir haben eine Ärztin kennengelernt, die 3 Jobs machen muss, um über die Runden zu kommen. Da wird einem klar, warum alle extrem scharf auf die Touristenwährung CUC sind. Wenn also jemand täglich etwa 5 CUC verdient, dann ist das ein Verdienst , weit über dem Durchschnitt, fast schon traumhaft. Das ist auch der Grund dafür, dass die meisten immer annehmen, wir Touristen sind alle reich. Des Öfteren habe ich vergeblich versucht, den Musikern im Monserrate klar zu machen, dass sie eigentlich einen Traumjob haben. Jeden Tag Publikum und Engagements. Trinkgeld in CUC und CD Verkäufe. Da habens unsere Musiker in Europa weitaus schwerer. Was fehlt, ist eben die Möglichkeit einmal steinreich zu werden, wie bei uns oder den USA. Das ist die Triebfeder. Wie oft haben wir beim Abschied gehört : Nehmt uns mit ! Ja, bei uns ist es aber arschkalt ! Macht nix !

— Eigentlich stünde heute das Tropicana auf unserem Pflichtprogramm. Einer Falschinformation zufolge, das Tropicana wäre in Varadero, entscheiden wir uns für die etwas günstigere, abgespeckte Version – Parisenne im Hotel Nacional. Um es vorwegzunehmen, ich hab es nicht bereut; schon wegen des Hotels. Hier finde ich genau das Feeling, das ich gesucht habe. Die 30er bis 50er Jahre Havannas. Dieses Hotel ist einfach grandios. Es gibt einen Raum, voll mit Bildern der Promi-Gäste von damals, vergessene Koffer von Promis etc. Man fühlt sich zurückversetzt. Eine original Wurlitzer Jukebox aus den 50ern.

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Bar Museo La Historia resumida en un lugar.. – Bild von Hotel Nacional de Cuba, Havanna
Dieses Foto von Hotel Nacional de Cuba wurde von TripAdvisor zur Verfügung gestellt

Viele Bilder seht ihr hier

Das Cabaret Parisiene ist sehr authentisch. Es könnte auch vor 50 Jahren stattgefunden haben. Gut gekleidete Menschen, klasse Atmosphäre. Sehr nobel, wie damals, als die Leute auch bei 30 Grad mit Anzug, Weste und Krawatte unterwegs waren.-Aber leider wieder zu kalt. Ich hatte einen Platz direkt vor der Bühne, unterhalb des Gebläses der Klimaanlage, den ich gerne gegen einen im hinteren Bereich eintauschte. Hier geht man zum Aufwärmen nicht rein, sondern raus !

Das Hotel verfügt über einen großen, wunderschönen Park. Man wird überall bedient. Von hier aus hat man einen gigantischen Blick auf den gesamten Malecon. Fantastisch ! Ich bin sehr froh, diesem Tipp Folge geleistet zu haben, sonst hätte ich wahrscheinlich dieses Hotel nicht gesehen. ( zumindest beim 1. Besuch in Cuba. Ich war die Jahre danach immer wieder hier.) Absolut empfehlenswert !

Auch muss man unbedingt gesehen haben : Das Hotel Melia Cohiba. Überhaupt sollte jeder Havannabesucher mal einen Blick in die großen Hotels werfen. Der Nightclub im Melia präsentiert, wie fast jedes Haus, exzellente Shows mit Musik und Tanz vom Allerfeinsten.- Und das beste daran – Du kannst überall eine feine Zigarre rauchen. Hier im Nightclub hängt ein Propellerflugzeug an der Decke. Es stehen mehrere best erhaltene Oldtimer vor den original Zapfsäulen im Raum. Eine solche Bar in Deutschland, der Superknaller !!

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Das ist absolut einzigartig.

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Noch eine Anmerkung zu den Mädels ( Chicas- Jineteras )

Je nach dem, wie man dazu steht, kann man auch ohne gleich ein Chica mit aufs Zimmer, oder in ein Casa Particular zu nehmen, eine Menge Spass haben. Du wirst, wenn Du keine Partnerin dabei hast, selten alleine in einem Club oder Discothek bleiben. Du wirst die Qual der Wahl haben, mit wem Du Dich unterhalten willst. Nimm Dir also Zeit, wenn Dir das Mädel nicht gefällt, es kommen noch genügend andere. Wenn Du alleine bleiben willst, lehne ab. Allerdings kann es auch passieren, dass Du genervt die Location verlassen musst, weil Du ständig angesprochen wirst. Wir haben auch schon mal eine Flasche Rum bestellt und einfach ein paar Mädels dazu eingeladen. Pascha-Feeling pur ! 

Man kann es aber auch auf die Spitze treiben, wie wir es am letzten Abend in der Disco im Deauville gemacht haben. Wie bereits erwähnt trieben sich dort eine Unmenge an absoluten Schönheiten rum. 

Du setzt Dich an die Bar und wartest ab. Die erste lässt Du cool abblitzen. Die zweite und die Dritte auch. Du wirst feststellen, dass eine nach der anderen immer schöner wird ( das liegt aber nicht am Rum ! ) Die Mädels überlegen sich, wie sie am Besten an Dich herankommen können. Du wirst ständig beobachtet. Die knackigsten Beauties tanzen mit Dir rücklings, obwohl Du sitzt ( wenn Ihr wisst, was ich meine ) ! 

Nimm dieses Erlebnis als Souvenir, das mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben wird, mit nach Hause. Ähnliches wirst Du nicht mehr erleben, wenn Du wieder in Castrop oder wo auch immer in good old Germany bist. Wie auch immer, mach draus, was Du willst. Allerdings muss ich zugeben, dass ich es manchmal ziemlich widerlich fand, zu beobachten, wie Teenies mit alten Männern rummachen. Da möchte ich mich eher distanzieren.

Jedenfalls war der letzte Abend noch ein krönender Abschluss. Dass beim Abflug noch 25€ für die Ausreise verlangt werden ( was niemandem vorher gesagt wird ) empfand ich  auch nicht so gut. Alles in Allem dachte ich mir, einmal reicht; aber es sollte dann doch ganz anders kommen …..

Fortsetzung folgt……